Persönliches

Priorität oder Option

Benching – fieses Dating-Verhalten – geparkt auf Gleis neundreiviertel

Seit einiger Zeit ist mein Beziehungsstatus wieder „Single“ – leider unfreiwillig. Ich möchte hier die ein oder andere Dating-Erfahrung mit euch teilen. Material für ein ganzes Drehbuch habe ich bald zusammen. Ich möchte anmerken das es keine Senioren Schonung gibt – mit 50 plus ist der Markt der Liebe ziemlich raues Gelände. Die Partnerbörsen, egal ob mit Elite und oder Niveau sind gut gefüllt. Wir haben stets die Qual der Wahl und das ist vermutlich der Grund warum es im Jahr 2024 mehr Singles denn je gibt.

Ich möchte euch von einem unangenehmen Dating Verhalten erzählen – dem Benching.
Der Begriff „Benching“ leitet sich von „bench“ ab, dem englischen Wort für besagte (Ersatz-)Bank oder Hinhalten! Er bezeichnet eine Dating-Masche, die es zwar schon seit Urzeiten gibt, die sich aber erst jetzt, in Zeiten von Internet und Smartphone, so richtig fies ausbreitet. Prägnant fürs Benching sind:

  1. Unverbindlichkeit – meistens nur vage Aussagen.
  2. Keine Entwicklung, eher Rückschritte in der Beziehungsentwicklung.
  3. Leere Worte – wenn wirklich Support gebraucht wird – ist Funkstille.
  4. Keine gesunde Kommunikation – keine Möglichkeiten dazu.
  5. Warten, warten, warten – Wochen und Monate vergehen dabei.

Sicher ist Benching keine respektvolle Art mit Menschen umzugehen, aber es wäre zu einfach, diese Menschen zu verurteilen. In den meisten Fällen verbergen sich dahinter vermutlich viel Unsicherheit oder Angst vor Ablehnung.

Ich halte mich (immer noch!) für eine gute Partie auf dem Second-Hand-Markt der Liebe. Selbstbewusst, unabhängig, erfahren und mit den 4 H´s ausgestattet: Humor, Herz, Hirn und Hoffnung. Und genau diese Hoffnung machte mich zum Opfer. Ich glaubte, was Mann mir schrieb und erzählte, denn ich gehöre zu den Menschen, die Ehrlichkeit und Vertrauen als Basis jeder Verbindung und Freundschaft sehen.

Ich habe meine Benching Erfahrung durch zwei wirklich attraktive und interessante Männer gesammelt. Jeder, meines Erachtens ein besonderer und wertvoller Mensch, den es lohnt kennenzulernen, mit dem ich mir einen gemeinsamen Weg, eine Partnerschaft, eine gemeinsame Zukunft oder eine Freundschaft hätte vorstellen können.

Kandidat Nr. 1 hatte die stressige Job-Geschichte des Helden, die dafür sorgte, das es nur wenige persönliche Termine, mit langen Pausen dazwischen gab. Immer wieder nährten liebevolle Nachrichten per WhatsApp, meine Zuversicht und mein Mitgefühl für ihn. Ich glaubte lange an die Illusion, schöner jüngerer Mann, findet die alte Frau toll – meine kleine Welt war in den wenigen gemeinsamen Zeitfenstern rosa-rot gestrichen.

Kandidat Nr. 2 kenne ich bis heute noch nicht mal persönlich, es gab nur Schreiberei per WhatsApp oder mal ein Telefonat. Meine Vorschläge zu einem persönlichen Treffen fielen nie auf fruchtbaren Boden. Irgendwann versuchte ich meine eigene Naivität zu vertuschen und machte ihn zu einer romantischen Jugenderinnerung – zu einem Brieffreund – und genoss seine Zuckerguss-Kommunikation und unseren regelmäßigen digitalen Austausch.

Natürlich hat sich mein Bauchgefühl immer wieder warnend bei mir gemeldet. Irgendwann habe ich mir gesagt, ich spiele euer Spiel mit, mal schauen was passiert. Doch heute muss ich zugeben, das Zusammenspiel aus emotionaler Unsicherheit und seelischem Ballast knabberte an meinem Selbstwert und tat mir nicht gut.

Ein Liebling Spruch von mir ist „Sei realistisch und erwarte Wunder“. Heute mit 58 Jahren, einem Rucksack voll mit Lebenserfahrungen, glaube ich noch immer an das Wunder der Liebe und dem Geschenk der sicheren Verbindung zwischen zwei Menschen. Aber heute bin ich auch realistisch und sage, mit den Kandidaten 1 und 2 wird das wohl in diesem Leben nix mehr – was ich wirklich traurig finde.

Also loslassen, Knie abputzen, Krone richten, rosarote Brille ablegen, wieder klar sehen. Die Liebe zu sich selbst bewahren, die persönliche Freiheit genießen und beim nächsten hoffnungsvollen Kandidaten, frühzeitig und achtsam checken wo die Reise hingeht.

Ich bin dankbar für eine weitere Lebens-Erfahrung und teile sie hier, um euch vor dem Gleis Neundreiviertel zu bewahren. Denn viele erleben Benching und Ghosting im Dating und suchen dann die Ursachen und Fehler bei sich selbst.

Also zur Erinnerung:

Du hast es immer verdient Priorität zu sein und nicht nur eine Option.

BenchingDating Verhalten
Ich bin dann mal im Garten
Ich hasse Packen …

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